Mai 2, 2025
BILBoardBILBoard Mai 2025 – Kurs halten
Seit Präsident Trump am 2. April seine "reziproken" Zölle ankündigte, sind die Märkte zunehmend unruhig geworden. In der Woche nach der Ankündigung verlor der S&P 500 mehr als 5 Billionen USD and Marktwert, der Nasdaq korrigierte um 20 %, der Ölpreis fiel unter 60 USD pro Barrel und der USD verlor stark an Wert. Nun warten Zentralbanken und Unternehmen in aller Welt ab, um die Auswirkungen der angekündigten Zölle zu ermitteln.
Die zahlreichen Äußerungen und Ankündigungen der US-Regierung schlagen weiterhin hohe Wellen an den Märkten und lassen die Anleger im Ungewissen, was auf sie zukommt. Um die jüngste Volatilität ins rechte Licht zu rücken, müssen wir das große Ganze betrachten:
Ausverkäufe an den Märkten führen zu großer Unsicherheit, aber die Geschichte zeigt, dass sich die Aktienmärkte auf Dauer wieder erholen. Obwohl es noch zu früh ist, um zu sagen ob wir den Tiefpunkt dieser Korrektur erreicht haben, erwarten wir nicht, dass diese Episode eine Ausnahme sein wird.
Die Unternehmensgewinne haben bisher die Erwartungen übertroffen, und Präsident Trump hat bereits begonnen, seine Haltung zu bestimmten Zöllen aufzuweichen, indem er Ausnahmen für bestimmte Sektoren und Produkte ankündigte. Vor kurzem hat Trump seine Äußerungen zum Handelskonflikt mit China deutlich korrigiert und erklärt, dass die beiden größten Volkswirtschaften der Welt bald zu einer Einigung gelangen könnten. Allein die Aussicht auf eine mildere Haltung bei den Zöllen ist eine Erleichterung für die Märkte, und es scheint, dass die Zölle vielleicht doch nur eine Verhandlungstaktik sind. Auch wenn die jüngsten Ankündigungen die Märkte etwas beruhigt haben, gehen wir davon aus, dass die Volatilität in den kommenden Monaten anhalten wird und dass sich die Auswirkungen der bereits umgesetzten Zölle sowie die Ungewissheit der noch nicht umgesetzten Zölle negativ auf die Volkswirtschaften in aller Welt auswirken werden.
Der makroökonomische Kontext
US
Die Wachstumserwartungen für viele der größten Volkswirtschaften der Welt wurden aufgrund der Auswirkungen der Handelszölle von Präsident Trump und der erhöhten Unsicherheit nach unten korrigiert, und die USA bilden hier keine Ausnahme. Der Internationale Währungsfonds geht nun davon aus, dass die US-Wirtschaft im Jahr 2025 um 1,8 % wachsen wird, während im Januar noch von 2,7 % die Rede war, und zwar ausschließlich auf Grund der erwarteten Auswirkungen der Zölle. Die Verbraucher, seit langem der Motor des amerikanischen Exzeptionalismus, haben ihre Ausgaben vorgezogen, um der Einführung von Zöllen zuvorzukommen. Insbesondere die Autoverkäufe – getrieben von im Ausland produzierten Modellen – zogen so im März stark an. Es wird jedoch erwartet, dass sich die Verbraucherausgaben von hier an abschwächen werden, da Inflationsängste das Vertrauen belasten und das Lohnwachstum sich zu verlangsamen beginnt, was bedeutet, dass andere Bereiche der US-Wirtschaft das Steuer übernehmen müssen, um das Wachstum anzukurbeln. Es besteht immer noch die Hoffnung, dass eine unternehmensfreundlichere Politik zu einem Aufschwung beitragen könnte, der die Wirtschaftstätigkeit - und die Beschäftigungsdynamik - in den kommenden Monaten unterstützt. Vorläufig warten wir noch darauf, dass diese Maßnahmen greifen.
Auch wenn sich das Wachstum der US-Wirtschaft infolge der Zölle abschwächen dürfte, erwarten wir nicht, dass dies in diesem Jahr zu einer Rezession in den USA führen wird.. Obwohl der Dienstleistungssektor im April langsamer wuchs als im Vormonat, nahm die Expansion im verarbeitenden Gewerbe an Fahrt auf. Die Inflation kühlte sich im März auf ein Sechsmonatstief von 2,4 % ab. Die Tatsache, dass sich die Kerninflation im Vorfeld der Zölle abkühlt, könnte ein beruhigendes Zeichen für die Fed sein, die die Zinssätze voraussichtlich beibehalten wird, während sie die Auswirkungen der Zölle auf die Inflationsaussichten beurteilt.
Europa
Auf der anderen Seite des Atlantiks scheint die Hoffnung auf eine wirtschaftliche Erholung in Europa in weite Ferne gerückt zu sein. Trotz des jüngsten Optimismus über die möglichen positiven Auswirkungen der Abkehr Deutschlands von der Schuldenbremse , der Erhöhung der Verteidigungsausgaben und eines möglichen Waffenstillstands in der Ukraine, hat die jüngste Marktkorrektur daran erinnert, dass es in Europa nach wie vor an strukturellen Wachstumstreibern mangelt und dass die Zölle die Hürden für eine europäische Erholung noch höher gelegt haben. Allein in Deutschland machen die Ausfuhren in die USA 3,7 % des BIP aus, so dass der potenzielle Wachstumseinbruch durch Zölle erheblich ist. Sowohl der IWF als auch die deutsche Regierung erwarten nun, dass die größte Volkswirtschaft der Eurozone ein drittes Jahr ohne Wachstum erleben wird. Ohne die frühere "Wachstumslokomotive" ist der Aufschwung in der Eurozone fragil, und die Einkaufsmanagerindizes deuten darauf hin, dass die Eurozone wieder in den Bereich der Stagnation abdriftet. Die EZB setzte ihren Zinssenkungszyklus im April fort und senkte den Leitzinssatz auf 2,25 %.Die Märkte erwarten zwei bis drei weitere Zinssenkungen um 25 Basispunkte in diesem Jahr, um die Wirtschaft weiterhin zu stützen.
China
In China hat die Wirtschaft zu Beginn des Jahres positiv überrascht und ist im ersten Quartal stärker gewachsen als erwartet, was auf die Industrieproduktion und die – angesichts der steigenden Handelsabgaben vorgezogenen – Exporte zurückzuführen ist. In den Fabriken gibt es bereits Anzeichen für die Auswirkungen der US-Zölle auf die chinesische Produktion: Mehrere Fabriken haben die Produktion eingestellt und ihre Mitarbeiter vorübergehend beurlaubt, um die Auswirkungen auf ihr Geschäft zu bewerten. Die Herausforderungen, mit denen China in den letzten Jahren konfrontiert war, wie z. B. die mangelnde Inlandsnachfrage, der Einbruch des Immobilienmarktes und das Desinflationsrisiko, bleiben bestehen.
Investitionsstrategie
Mitten im Sturm das Schiff zu verlassen, ist niemals ratsam. Langfristig zu investieren bedeutet, das Ruder nicht aus der Hand zu geben, kleine Anpassungen vorzunehmen, um sicherzustellen, dass die großen Wellen einen nicht vom Kurs abbringen, und das Beste aus der Volatilität zu machen, die die stürmischen Bedingungen mit sich bringen.
Bei unserem Aktienengagement bevorzugen wir weiterhin die USA und haben unsere Allokation in allen in Frage kommenden Risikoprofilen in diesem Monat um jeweils 2 % erhöht. Obwohl die Zölle die Wirtschaft voraussichtlich bremsen werden, ist eine Rezession in den USA nicht Teil unseres Basisszenarios. Vor diesem Hintergrund sind wir weiterhin zuversichtlich was US Aktien angeht and nehmen die jüngste Kurskorrektur als Anlass die Gewichtung im Modelportfolio anzupassen. Obwohl die wirtschaftsfreundliche Politik, die Teil von Präsident Trumps Wahlkampf war, noch nicht zum Tragen gekommen ist, hat das US-Repräsentantenhaus im April Trumps Haushalt verabschiedet, der Kürzungen in Höhe von Billionen Dollar sowohl bei den Steuern als auch bei den Staatsausgaben vorsieht. Zwar müssen noch einige Schritte unternommen werden, bevor das Gesetz unterzeichnet wird, doch könnte es sich bei seiner Umsetzung positiv auf US-Unternehmen auswirken. Wenn Präsident Trump den Kurs beibehält und sich weiter aus dem Welthandelssystem zurückzieht, werden die Hauptnutznießer der Globalisierung - d. h. die großen amerikanischen Unternehmen - darunter leiden. Wir müssen jedoch auch ein alternatives Szenario in Betracht ziehen, bei dem Trump die Globalisierung tatsächlich ankurbelt, da andere Länder ihre Handelsschranken senken, um ihn zu besänftigen.
Der Kauf von US-Aktien war gegen den EUR abgesichert, um sich vor der Wechselkursvolatilität in den kommenden Monaten zu schützen, da der Abwärtsdruck auf den Dollar nach wie vor offensichtlich ist. Der Kauf wurde durch die Erlöse aus dem Verkauf der entsprechenden Gewichtung von Floatern in jedem Profil finanziert, da wir davon ausgehen, dass der Carry in dem Maße, wie die EZB die Zinsen senkt, weiter abnehmen wird.
Wir profitieren auch von einer größeren Allokation in europäischen Aktien aufgrund von Marktdrift.
Im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere bleiben Investment-Grade-Anleihen der Eckpfeiler unseres Engagements, ergänzt durch Hochzinsanleihen zur Steigerung der Rendite. In diesem Monat haben wir unser Engagement in CoCo-Anleihen im defensiven Profil um 1 % erhöht, finanziert durch den Verkauf von Floatern. CoCo-Anleihen bieten eine gute Rendite bei besserer Risikodynamik, da sie eine Nische des Hochzinsmarktes darstellen, die mit Qualitätsemittenten verbunden ist.
Kurs halten
Marktkorrekturen können zwar beunruhigend sein, doch die Geschichte zeigt, dass die Widerstandsfähigkeit ein Markenzeichen der Aktienmärkte ist, und sie sich selbst von den schlimmsten Abstürzen erholen. Der Schlüssel zum langfristigen Vermögensaufbau liegt darin, investiert zu bleiben, sofern Ihre Risikotoleranz und Liquiditätssituation dies zulassen. Kurskorrekturenkönnen langfristigen Anlegern auch attraktivere Einstiegszeitpunkte bieten, wie unsere jüngste Aufstockung von US-Aktien zeigt. Da die Unsicherheit in Bezug auf die US-Handelspolitik nach wie vor groß ist und Ankündigungen die Märkte weiterhin beherrschen, halten wir an unseren langfristigen Überzeugungen fest, anstatt aufgrund der sich ständig ändernden Nachrichtenlage unüberlegte Änderungen unserer Strategie vorzunehmen.
Geschrieben von Lionel De Broux & Johanna Lindberg
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