Diesen Monat sahen sich die Märkte mit einer alarmierenden politischen Wende konfrontiert, als Präsident Trump drohte, Strafzölle gegen Mexiko zu verhängen, um das Land dazu zu zwingen, den Migrantenstrom in die USA aufzuhalten. Infolgedessen strömten die Anleger aus riskanten Anlagen in erstklassige Staatsanleihen und andere sichere Häfen.
Für einen US-Präsidenten ist es absolut beispiellos,
mit Zöllen zu drohen; im Allgemeinen gelten diese eher als „allerletztes
Druckmittel“, um Ziele zu erreichen, die rein gar nichts mit wirtschaftlichen
Angelegenheiten oder mit dem Handel zu tun haben. Vorherige Präsidenten haben
zur Durchsetzung ihrer Interessen in der Regel eher auf die Verbündeten der USA
und konventionelle Mittel der Diplomatie sowie Verhandlungen gesetzt. Die
ehemalige US-Außenministerin Madeleine Albright schrieb sogar ein Buch („Read
My Pins“) darüber, wie sie ihre Sammlung von Broschen gezielt als „Waffe“
eingesetzt hat, um anderen Staatsoberhäuptern deutliche Botschaften zu
übermitteln. So trug sie zum Beispiel eine Brosche in Form einer Biene, um
darauf hinzuweisen, dass die USA durchaus bereit sind zu „stechen“. Sogar Putin soll
einmal gegenüber Bill Clinton geäußert haben, er würde sich ihre Broschen genau
anschauen, um zu erfahren, welche Einstellung die USA gerade vertraten oder
welche Botschaft sie übermitteln wollten. Diese
Anekdote scheint durchaus etwas weit hergeholt, doch sie unterstreicht den
augenfälligen Unterschied zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart, in der
nun Trump im Weißen Haus das Sagen hat, ausgerüstet mit einem Smartphone und
einem Twitter-Account sowie mit Strafzöllen als Waffe seiner Wahl. In seinen
jüngsten Äußerungen beschrieb er Zölle als eine „schöne Sache“, wenn sie als
Verhandlungstaktik eingesetzt werden. Subtile Signale und Förmlichkeiten sind
aus dem Blickfeld geraten, und wir betreten tatsächlich Neuland, wo sich sowohl
Verbündete als auch Gegner über diesen protektionistischen Vorstoß eines Landes
Sorgen machen, das einst der Hüter des offenen internationalen Handelssystems
war. Selbst unter Republikanern wird mittlerweile Kritik laut. Die jüngste
Entwicklung wurde von Senator Pat Toomey wie folgt bewertet: „Zölle sind ein
gefährliches und riskantes wirtschaftspolitisches Instrument.“
Da das globale Wachstum nachlässt und das politische,
wirtschaftliche und soziale Umfeld weltweit einem immensen Wandel ausgesetzt
ist, stellt sich für uns als Anleger die Frage, was zu unternehmen ist, wenn
all diese Faktoren das eigene Portfolio auf Talfahrt schicken könnten. Während
des Jahres 2019 haben wir das Risiko unserer Portfolios allmählich verringert,
indem wir unser Aktienengagement auf eine Untergewichtung reduziert und uns bei
der Bonität der Anleihen in das höherwertige Segment verlagert haben.
Portfolioausrichtung
So
zufrieden wir mit dieser weniger riskanten Zusammensetzung des Portfolios auch
sind, möchten wir dennoch darauf hinweisen, dass die Aktienmärkte im letzten
Monat stark rückläufig waren und wir eine kurzfristige Erholung nicht
ausschließen würden. Die derzeitigen Bedingungen sind für uns jedoch nicht
überzeugend genug, um unser Exposure wieder zu erhöhen. Allerdings haben wir
3-monatige Call-Optionen auf den S&P500 Index aufgenommen. Die offensichtlichsten
potenziellen Antriebsfaktoren für eine Rally wären ein versöhnender Tweet (oder
ein vergleichbares Signal) von Trump zum Handel, eine unerwartet gute
Gewinnsaison im Juli, die mit ihren Zahlen dem pessimistischen Ausblick
widerspricht, oder nicht zuletzt weitere akkommodierende Verlautbarungen der US-Notenbank.
Deren Vorsitzender Powell sorgte bereits Anfang Juni mit seinen Äußerungen
vorübergehend für Kursanstiege, als er die Möglichkeit einer Zinssenkung ins
Spiel brachte. Die daraus resultierende zusätzliche Liquidität könnte der
zentrale Faktor für ein Anhalten des Aufwärtstrends an den Märkten sein.
Sollte
es in der Tat zu einer Rally kommen, werden wir zwischen zwei verschiedenen
Maßnahmen wählen: Entweder werden wir an dem Aufwärtstrend partizipieren und
die erzielten Gewinne mitnehmen, oder, wenn die Fundamentaldaten auf weitere
Zugewinne hindeuten, werden wir unsere Option verkaufen und stattdessen in die
Basiswerte investieren, um unser Aktienengagement auf neutral anzuheben. Sollte
es indes zu keinen Kurssprüngen kommen, wird die Option verfallen und wir
bleiben Aktien gegenüber untergewichtet positioniert.
Aktien
Ferner haben wir unser bestehendes Aktienengagement
über unsere Sektorschwerpunkte defensiver gestaltet. Wir reduzierten IT-Werte
auf neutral, vor allem weil dieser Sektor überbewertet ist und Technologietitel
vom Handelskrieg direkt betroffen sind: Schon jetzt sehen sich verschiedene
große Unternehmen Schwierigkeiten ausgesetzt. Unsere Position in
Versorgungswerten erhöhten wir auf neutral, da es sich hier um einen sehr
defensiven und hochrentierlichen Sektor handelt, der von dauerhaft niedrigen
Zinsen profitiert. Außerdem erhöhten wir unser Engagement in
Basiskonsumgüterwerten nach einer erfolgreichen Gewinnsaison, aus der sich nach
wie vor ansehnliche Bewertungen ergeben, auf eine übergewichtete Position. Wir
reduzierten unsere Investitionen im Bereich Nicht-Basiskonsumgüter auf ein
untergewichtetes Engagement, denn hierbei handelt es sich um einen zyklischen
Sektor, der den breiteren Markt auf beiden Seiten des Atlantiks trotz der
Belastung durch Automobilunternehmen bereits übertroffen hat.
Bei
den Regionen ziehen wir unvermindert die USA vor, die überteuert sind –
allerdings auch zu Recht, betrachtet man das potenzielle Gewinnwachstum im
Vergleich zu anderen Regionen. Obschon die Daten zur Industrieproduktion (die
seit vier Monaten in Folge rückläufig ist) den Ausblick etwas eintrüben, bleibt
die Gesamtwirtschaft weiterhin im Aufwind. In Europa sind wir untergewichtet, da
wir angesichts des Brexit, der Erklärung von Seiten der Europäischen
Kommission, dass ein Defizitverfahren gegen Italien gerechtfertigt ist, und der
anhaltenden Handelsspannungen das Risiko-Rendite-Verhältnis dort negativ
einschätzen.
Festverzinsliche Anleihen
Im Bereich der festverzinslichen Anlagen haben
wir unsere Allokation nicht angepasst. Das für diese Kategorie zuständige Team
ist der Auffassung, dass die Anleger eventuell überzogen reagiert haben, da
bereits drei Zinssenkungen der Fed in diesem Jahr (mit einer Wahrscheinlichkeit
von >50 %) eingepreist sind, während die US-Notenbank bislang an ihrem
Ansatz des „Abwartens“ festgehalten hat. Davor waren wir der Meinung, die Fed
würde dieses Jahr nicht an der Zinsschraube drehen – eine Sichtweise, die bis
vor Kurzem auch von den Währungshütern selbst geteilt wurde. Allerdings sehen
wir in Anbetracht des sich abschwächenden makroökonomischen Umfelds, des
eskalierenden Handelskriegs und der jüngst rückläufigen Zinsen in unserem
Ausblick nun mindestens eine weitere Zinssenkung vor. Wir sind in
Staatsanleihen untergewichtet, behalten jedoch einige Positionen für den Fall
einer Verschlechterung des Umfelds mit einem Anstieg der Volatilität bei. Unser
Vorzug gilt Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating, allerdings meiden
wir Marktsegmente mit höherem Beta. Gegenüber europäischen
Investment-Grade-Titeln zeigen die Anleger nach einem leichten Rückgang Anfang
Mai ein klares Interesse – möglicherweise in der Absicht, von günstigen
Kursen zu profitieren.
Der Anlageausschuss erachtet dies als die angemessenste Strategie, solange in Bezug auf den nächsten Monat (insbesondere beim Welthandel) Unsicherheit vorherrscht. Der 28. und 29. Juni könnten für Aktien entscheidend sein. Alles hängt davon ab, ob Trump auf dem G20-Gipfel in Japan beschließt, weitere Strafzölle gegen China zu erheben; dieses Treffen hatte er zum Zeitpunkt der Bekanntgabe seiner endgültigen Entscheidung auserkoren. Ein Lichtblick für Risikoanlagen ist immerhin, dass die Zentralbanken ihre Bereitschaft signalisiert haben, im Falle weiter eskalierender Handelsspannungen einzugreifen. Allerdings ist dies durchaus ironisch, wenn man bedenkt, dass der Zyklus gewöhnlich durch die Zentralbanken und ihre exzessive Straffung abgewürgt wird. Die Zeiten haben sich eben geändert. Doch wenn Trump das nächste Mal in den Spiegel blickt und sich fragt, wo denn die erstaunliche Aktienkursrally geblieben ist, die er so gern als Messlatte seines eigenen Erfolgs heranzieht, könnte es sein, dass ihm stattdessen der selbst angezettelte Handelskrieg entgegenstarrt.
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